Pferdefütterung

Pferdefütterung...

Wissen vs. Aberglauben...

Das Angebot an Pferdefutter ist nahezu unbegrenzt, aber: Alles eine Frage der Ähre? 

Auszüge aus dem zertifizierten Ausbildungsfach: Futtertechnologie (food-choach) im Rahmen der Ausbildung in Pferdephysiotherapie der ARGE-Tierphysiotherapie-Österreich Akademie.

Herausforderung

 Art- und leistungsgerechtes Füttern stellt den Pferdebesitzer zumeist vor ein Buch mit sieben Siegel. Dazu kommen noch Traditionen und Überlieferungen. Doch: Entspricht dies auch den Anforderungen einer leistungsphysiologischen Versorgung? Und: Werden viele Pferde auch "krankgefüttert?" . Stellen wir uns dem Thema aus Sicht des Fachwissens und der Logik. A.Pinter 2021

Grundlagen/Fragen/Themen:

01

Was sollte Gefüttert werde?

Welche (s) Getreidearten/Futtermittel eignen(t) sich besonders? Welche sind eher mit Bedacht zu geben?. 

02

Welche Zusammensetzung?

Die Zusammensetzung orientiert sich nach der zu erwarteten Leistung (Bioverfügbarkeit und Brennwert) . 

03

Wann sollte gefüttert werden?

Die Futtergabe richtet sich nach der Leistungsabfrage. Bioverfügbarkeit (Stoffwechsel)  - Leistungsphysiologischer Bedarf.  

04

Wieviel?

Der Bedarf richtet sich nach der Bioverfügbarkeit des Futtermittels im Stoffwechsel. Neben dem Grundlagenwert für die Funktion des Stoffwechsels in Ruhe wird der zusätzliche Leistungsbedarf errechnet und entsprechend substituiert. 

„Nur eine Frage der Ähre?.“

Ein Lebewesen stellt im Wesentlichen eine biochemische Verbrennungsmaschine dar.

Aber: Die komplexeste, die wir derzeit kennen 

Oder: Die Grundlage des Lebens ist eine verzögerte Knallgas– Reaktion! A. PINTER, 2008

 

Der Auf- und Abbau von (Nähr-)Stoffen im Tierkörper erfolgt in unglaublich vielen und sehr genau aufeinander abgestimmten chemischen Schritten. Bei jedem Schritt wechselt ein Stoff in einen anderen - daher das Wort Stoffwechsel. 

    

  • Die Zunahme der chronischen Erkrankungen beim Pferd in immer jüngeren Jahren ist eine bedauerliche Tatsache.

Allein der Umstand, dass die Nachfrage nach Pferdekliniken ständig zunimmt, zeigt diese Entwicklung eindrucksvoll.

Weitverbreitete Probleme mit dem Bewegungsapparat −von chronischen Lahmheiten bis zu Rücken− und Muskulaturproblemen − sind oftmals ein häufiger Grund für das Ausscheiden schon junger Pferde aus der reiterlichen Nutzung.

Aber auch Atemwegerkrankungen, Stoffwechselstörungen, mangelnde Leistungsfähigkeit, etc., nehmen einen breiten Raum ein.

Statt Spaß am Reiten und an der Haltung gesunder Pferde zu haben, zwingt

diese Entwicklung immer mehr zur Auseinandersetzung mit Haltungs−, Fütterungs− und Trainingsfragen.

  • Die Fütterung stellt einen entscheidenden Faktor bei der Gesunderhaltung der Pferde dar.


Bestandteile einer Futterration

Die fünf wichtigsten Bestandteile einer Futterration sind:

 

Wasser: Pferde sollten ständigen Zugang zu frischem, sauberen Wasser haben. Ein Pferd trinkt zwischen 22.7-90.9 Liter pro Tag. Die tatsächliche Menge hängt von seiner Bewegung, seiner Futterration, den Umgebungstemperaturen und anderen Faktoren ab.

 

Energie: Kohlenhydrate versorgen Ihr Pferd mit Energie und sind vor allem in Hafer, Weizen und Kraftfutter in Form von Stärke enthalten. Eine weitere sehr hoch konzentrierte Energiequelle sind Fette. Die Energie, die in Fetten und auch in den leicht verdaulichen Anteilen des Raufutters (Heu) enthalten ist, wird nur sehr langsam freigesetzt, während die Energie aus Getreide und Kraftfutter sofort zur Verfügung steht.

 

Proteine: Proteine sind unbedingt notwendig für den Aufbau und den Erhalt von Körpergeweben, wie z. B. Muskel. Sie sind in Gras, Heu und Silage enthalten.

 

Mineralstoffe: die wichtigsten Mineralstoffe sind Kalzium, Phosphor, Magnesium, Natrium, Kalium und Chlorid. Spurenelemente wie Kupfer, Zink und Selen sind ebenfalls wichtig, werden aber in viel geringerer Menge benötigt. Ein gutes Kraftfutter sollte diese Stoffe in den benötigten Mengen enthalten. Minerallecksteine oder Mineralfutter können ergänzend gefüttert werden.

 

Vitamine: Frisches Raufutter ist eine der hauptsächlichen Vitaminquellen für Pferde, und der Bedarf an den meisten Vitaminen kann durch frisches Gras, sei es durch Weidegang oder durch Verfütterung frisch geschnittenen Grases, gedeckt werden. Der Vitamingehalt in Heu nimmt mit der Dauer der Lagerung ab und sechs Monate altes Heu hat fast gar keine Vitamine mehr. Vitamin A wird häufig zugefüttert, da es sich positiv auf Fruchtbarkeit und Wachstum auswirkt. Vitamin E (häufig in Kombination mit Selen) ist wichtig für den Muskelstoffwechsel und Biotin hilft Haar- und Hufwachstum. Raufutter (Gras oder Heu) bildet die Basis einer Futterration für Pferde. Die Zusammensetzung und der Schnittzeitpunkt des Grases bestimmen den Energie-, Protein-, Mineralstoff- und Vitamingehalt des Futters. Weiden mit einem hohen Kleeanteil haben z. B. höhere Protein-, Kalzium- und Kaliumwerte. Je länger das Gras zum Wachsen Zeit hatte, desto mehr "verholzte" Anteile beinhaltet es. Kürzere Wachstumszeit hingegen bedeutet einen höheren Blattanteil und in den meisten Fällen höhere Energie- und Proteinwerte.

Berechnung einer Futterration

Eine ausgewogenen Futterration erfordert häufig die Zufütterung von Kraftfutter. Häufig ist diese Ergänzung nötig, um die optimale Versorgung des Pferdes mit Mineralstoffen und Vitaminen, die in zu geringen Mengen im Raufutter enthalten sind, zu gewährleisten. Bei Pferden, die stark in Anspruch genommen werden, ist es oft auch notwendig, Kraftfutter als Energiequelle zuzufüttern, da das Pferd sonst an Gewicht verlieren würde. Das ist vor allem im Winter der Fall, wenn zusätzliche Energie zur Aufrechterhaltung der Körperwärme verbraucht wird.

 

Wie berechne ich eine Futterration?

Zuerst einmal müssen Sie das Gewicht Ihres Pferdes bestimmen. Dafür gibt es verschiedene Methoden. Waage: Das ist die genaueste Methode. Spezielle Pferdwaagen sind jedoch selten. Oft kann man sich auch behelfen, indem man bei einem Viehhändler oder Futtermittelhändler nachfragt, ob eine geeignete Waage vorhanden ist. Gewichtsmaßband: Eine einfache Methode, die vor allem in England und USA angewandt wird. Das Maßband wird wie ein Longiergurt angelegt und das Gewicht kann dann direkt abgelesen werden. Die Ablesung sollte geschehen, wenn das Pferd gerade ausatmet. Diese speziellen Maßbänder sind auch in Deutschland in gut sortierten Reitsportfachgeschäften zu haben. Es gibt verschiedene Maßbänder für Pferde und Ponys. Nachdem Sie das Gewicht Ihres Pferdes festgestellt haben, müssen Sie sein Arbeitspensum festlegen.

 

Es gibt vier verschiedene Kategorien:

 

Erhaltung (EH)

Pferde und Ponys, die nicht bewegt werden

 

Leichtes Arbeitspensum: (LAP)

Gemütliche Ausritte von l -2 Stunden Dauer

Anfänger Dressurarbeit

Anfänger Springen

 

Mittelschweres Arbeitspensum: (MSAP)

Distanzpferde (bis zu 50 km)

Dressur Klasse A und L

Springen Klasse A und L

Anfänger Geländeritte

Anfänger Rennpferd

 

Schweres Arbeitspensum: (SAP)

Distanzpferde (über 50km), Dressur ab Klasse M, Springen ab Klasse M, Jagdpferde (1-2 Tage/Woche).


Die Rationen errechnen sich aus diesen Faktoren. Der Grundumsatz (EH) + Leistungspensum ergibt die KJ (Erfordernis an Brennwert) = Menge und Art des Futtermittels.

Zur Fütterung

Zur Fütterung:

Die optimale Fütterung erfolgt in kleinen Portionen. Der Verdauungstrakt des Pferdes ist nicht dafür eingerichtet, mehr als 2,3 kg Kraftfutter auf einmal aufzunehmen. Deshalb kann es bei einem schweren Pferd mit einem großen Arbeitspensum nötig sein, es mehr als dreimal am Tag zu füttern.

Füttern Sie regelmäßig und halten Sie konstante Futterzeiten ein, an die sich Ihr Pferd gewöhnen kann. Pferde sind Gewohnheitstiere!

Wenn Sie irgendetwas an der Fütterung ändern möchten, dann sollten Sie das allmählich über einen Zeitraum von 14 - 21 Tagen tun. Dadurch hat der Verdauungstrakt Ihres Pferdes Zeit, sich auf die Veränderungen einzustellen. Das ist wichtig, um Komplikationen, z. B. Koliken, zu vermeiden. Neues Futter sollte prinzipiell zuerst mit dem alten Futter gemischt gefüttert werden, wobei der Anteil an neuem Futter allmählich erhöht wird.

Sorgen Sie dafür, dass Ihrem Pferd ausreichend Raufutter zur Verfügung steht.

Seien Sie vorsichtig mit hochkonzentriertem Futter bei Ponys oder stehenden Pferden, da dies sehr schnell zur Verfettung und z. B. zu Hufrehe führen kann.

Sie sollten Ihrem Pferd Salz- und Minerallecksteine zur Verfügung stellen.

 Füttern Sie das Pferd nicht direkt vor oder nach dem Reiten. Lassen Sie Ihrem Pferd mindestens eine Stunde Zeit, sich zu erholen. Das gilt auch für das Tränken nach dem Reiten.

Wenn Ihr Pferd nicht genügend Wasser aufnimmt, kann es austrocknen (dehydrieren) oder eine Anschoppungskolik bekommen. Diese Gefahr besteht vor allem im Winter, wenn das Wasser sehr kalt ist.

Um das Pferd zum Trinken zu veranlassen, können Sie seinem Futter Salz zufügen oder einen Salzleckstein anbringen.

 

Möglichkeiten der Status Bestimmung.

Es gibt 2 Möglichkeiten, eine Statusbestimmung am Pferd labortechnisch durchzuführen, um auch für den Ernährungs– und Versorgungszustand Rückschlüsse bilden zu können.

02 Bedeutung der Vitamine beim Pferd

 Vitamin

 A

 Aufbau, Schutz und Regulation von Haut und Schleimhaut; Erholung der körperlichen Widerstandskraft gegen Infektion; Steigerung der Antikörperbildung; Beteiligung am Sehvorgang und am Stoffwechsel von Kohlenhydraten, Eiweiß und Fett.

   Vitamin

 D3

 Regulierung des Ca- und P-Stoffwechsels; Föderung der Ca- und P-Resorption aus dem Darm; Steuerung der Ca- und P-Umlagerung im Skelett; Regulierung der Ca- und P-Ausscheidung über die Niere.

   Vitamin

 E

 Steuerung des Kohlenhydrat-, Muskel- und Glykogenstoffwechsels; Vorbereitung und Schutz der Trächtigkeit; Stimulierung der Antikörperbildung; Antioxidative Wirkung.

   Vitamin

 K3

 Beeinflussung der Blutgerinnung, beteiligt am Zellstoffwechsel.

   Vitamin

 B1

 Regulation des Kohlenhydratstoffwechsels; für die Funktion von Nervengewebe und Herzmuskel zuständig; Schutzfunktion für den Magen-Darm-Kanal.

   Vitamin

 B2

 Am Sehvorgang beteiligt; Coferment des Eiweiß- und Fettstoffwechsels

   Vitamin

 B3

 Steuerung des Kohlenhydrat-, Fett- und Eiweißstoffwechsels; besondere Bedeutung beim Auf- und Abbau der Fette; Funktion der Haut und Schleimhäute, Resistenzbildung gegenüber Infektionen.

   Vitamin

 B4

 Am Stoffwechsel der Fette beteiligt; für den Fett-Transport zuständig; Stimulierung der Antikörperbildung.

   Vitamin

 B5

 Bestandteil von Cofermenten für den Kohlenhydrat-, Fett- und Eiweißstoffwechsel; für die Funktion der Haut und Verdauungsvorgänge unentbehrlich.

   Vitamin

 B6

 Zentrale Stellung im Eiweißstoffwechsel, beteiligt am Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel.

   Vitamin

 B12

 Für Blutbildung, Wachstum und Stoffwechselprozess zuständig; beteiligt an der Bildung einzelner Aminosäuren.

   Vitamin

 C

 An Oxidations- und Reduktionsprozessen beteiligt; beteiligt am Aufbau von Hormonen und bei der Gerinnung des Blutes; steigert Abwehrkräfte bei Infektionen und Streß.

   Vitamin

 H

 Coenzym wichtiger Sstoffwechselreaktionen; Förderung der Synthese ungesättigter Fettsäuren.

   Provitamin

 A

 Spezifische Wirkung auf die Fruchtbarkeit; an der Trächtigkeit beteiligt durch Funktion in den Gelbkörpern.


Mineralstoffe und Spurenelemente

Die Versorgung von Pferden mit den Grundnährstoffen stellt in den meisten Fällen , abgesehen von einem ausgeglichenen Energie / Eiweißverhältnis kein größeres Problem dar .
Anders sieht es mit den Mineralstoffen und Spurenelementen aus . 
Um sie in angemessener Weise dosieren zu können muss bekannt sein welche Gehalte schon in der Grundration enthalten sind und was eventuell in Form eines Ergänzungsfuttermittels zugefüttert werden muss .
Um Anhaltspunkte über den Mineral und Spurenelementbedarf zu geben wird im folgenden ein kurzer Überblick gegeben :


Bedeutung der Mineralstoffe und Spurenelemente beim Pferd:        


Phosphor

 = P

 Baustoff für Knochen und Zähne; an sehr vielen Stoffwechselreaktionen beteiligt.

   Calcium

 = Ca

 Bestandteil von Knochen, Zähnen, Geweben und Körperflüssigkeiten; Einfluss auf das Stoffwechselgeschehen, Blutgerinnung und Nervensystem.

   Kalium

 = K

 Bestimmt den osmotischen Druck des Zellsaftes; Aktivierung verschiedener Enzymsysteme; Speicherung von Glykogen in der Leber.

   Natrium

 = Na

 Regualtaion des osmotischen Drucks der extrazellulären Flüssigkeit; für das Gleichgewicht zwischen Säuren und Basen zuständig; an der Funktion von Muskeln und Nerven beteiligt; Speichelsekretion; Regulation des Wasserhaushaltes.

   Magnesium

 = Mg

 Baustoff von Knochen, Knorpel und Zähnen; Funktion in Muskeln, Körperflüssigkeiten. Gehirn und im Ca-P-Stoffwechsel; Bestandteil von Fermenten; mit Ca zusammen für die Funktion der Nerven und Muskeln zuständig.

   Eisen

 = Fe

 Bestandteil des roten Blutfarbstoffes, für den Sauerstofftransport im Körper zuständig; wirkt als Beschleuniger wichtiger chemischer Körperreaktionen.

   Zink

 = Zn

 Schutzfunktionen für die Haut; Bedeutung für den Stoffwechsel; in Hormonen und Fermenten enthalten.

   Kupfer

 = Cu

 Bestandteil von Fermenten; an der Blutbildung, Pigmentbildung, Skelettausbildung, 
Fruchtbarkeit und am Haarwachstum beteiligt.

   Kobalt

 = Co

 Bestandteil des Vitamins B12; notwendig für den Aufbau des Blutfarbstoffes.

   Mangan

 = Mn

 Bestandteil wichtiger Stoffwechselfermente; am Aufbau des Blutfarbstoffes beteiligt; Pigmentierung des Haarkleides; Entgiftung schädlicher Stoffwechselprodukte; Knochenentwicklung; Ablauf der Geschlechtsfunktionen.

   Jod

 = J

 Bestandteil des Schilddrüsenhormons Thyroxin; zur Regulation des Stoffwechsels.

   Selen

 = Se

 Schlüsselenzym im Stoffwechsel; Vitamin E-sparende Funktion.





Proteine

Proteine

 

Der Begriff Protein stammt aus dem Alt-Griechischen ("protos") und bedeutet so viel wie "das Wichtigste". Proteine sind die wichtigsten Baustoffe des Körpers.


Sie bewerkstelligen alle Aufgaben, die zur Lebenserhaltung und Funktion des Pferdes notwendig sind.

Proteine bestehen aus kleineren Bausteinen, den Aminosäuren, die in Form einer langen Kette aneinandergeknüpft sind.


Mit dem Futter nimmt das Pferd Proteine auf. Bei der Verdauung werden diese Proteine in ihre Bestandteile zerlegt – die Aminosäuren. Auf neun Aminosäuren (von 21, die insgesamt benötigt werden) ist der tierische Organismus besonders angewiesen, denn sie sind essenziell, das bedeutet, dass der Körper sie nicht selbst herstellen kann. Mit dem Blut werden die Aminosäuren in jede Zelle transportiert.


Die Aminosäurensequenz ist in der Desoxyribonukleinsäure (DNA) kodiert. In den Ribosomen, der „Proteinproduktionsmaschinerie“ der Zelle, wird diese Information verwendet, um aus einzelnen Aminosäuren ein Proteinmolekül zusammenzusetzen, wobei die Aminosäuren in einer ganz bestimmten, von der DNA vorgegebenen Reihenfolge verknüpft werden.

 

Bedeutung für den Organismus (Auszug):

 Keratinstrukturen, dienen dem Schutz und der Verteidigung : Haare, Horn.

 Kollagene, machen 1/3 des gesamten Körperproteins aus, sind Strukturproteine der Haut, des Bindegewebes und der Knochen. 

 Strukturproteine, bestimmen den Aufbau der Zelle und damit die Beschaffenheit der Gewebe und des gesamten Körperbaus.

 Myosine und Aktine, sorgen für Muskelkontraktion und damit für Bewegung.

 Enzyme übernehmen Biokatalysefunktionen, d.h. sie ermöglichen und kontrollieren sehr spezifische  (bio)chemische Reaktionen in Lebewesen.

 Ionenkanäle regulieren die Ionenkonzentration in der Zelle, und damit deren osmotische Homöostase sowie die Erregbarkeit von Nerven und Muskeln.

 Transportproteine übernehmen den Transport körperwichtiger Substanzen wie z. B. Hämoglobin, das im Blut für den Sauerstofftransport zuständig ist, oder Transferrin, das Eisen im Blut transportiert.

Biometrie des Pferdes


Eckdaten für den Stoffwechsel

 

Atemminutenvolumen 120 ml/ kg/ min Fohlen 500 ml / kg/ min

Atem   8-16 Atemzüge/ min

Puls   28-40 Schläge/min

Temperatur bis 2 Jahre 37,5 C° - 38,4 C°  älter als 2 Jahre  37,5 C°- 38,2 C°

Wasserbedarf 30 - 60 l / Tag

Freßverhalten: 1 kg Heu / 40 min

Ölzufütterung: maximal 300ml (entspricht Inhalt von einer Cola Dose) Pflanzenöl pro Tag (langsam steigern)

Komforttemparatur: minus 15° bis plus 25°, Optimum bei 5° trockener Kälte, mit normalem Winterfell beginnen Pferde erst bei minus 10° über vermehrten Stoffwechsel zu “heizen”, Neugebohrene Fohlen sind relativ kälteimpfindlich!

Optimale Stalltemperatur: 0° bis 15°, Zugluft ab Windgeschwindigkeit 0,2 - 0,5 meter/sek.

Biometrie des Pferdes/Belastung


Das Pferd unter Belastung:

Binnen 10 Tritten wird ca. 1 Liter Blut in jedem Huf umgewälzt

Erreichte Maximalgeschwindigkeit 72 km/h

Maximaler Galoppsprung 7 bis 8 m

Maximale Dauerdurchschnittsgeschwindigkeit auf 160 km Distanz 12 bis 20 km/h

Maximale Belastung pro Bein bei Landung beträgt das 2,5 fache des Körpergewichtes (bei einem 600 kg Pferd sind das 1,5 Tonnen).

 

Herzleistung

Ruhe 30- 40 Schläge/ min

Schritt 60- 90 Schläge/ min

Trab 90- 250 Schläge/ min

Galopp 110-250 Schläge/ min

 

Atem

Ruhe  8-16 Züge/ min 

Schritt 60- 90 Züge / min

Trab 80-130 Züge/ min

Galopp     110-140 Züge/ min

 

Sauerstoffverbrauch

Ruhe 1,4 - 2,1 Liter / min

Schritt 10 - 20 Liter / min

Trab 20 - 70 Liter / min

Galopp 20 - 80 Liter/ min

 

 

Luftdurchsatz / Ventilation der Lunge

Ruhe 30- 90 Liter/ min

Schritt 80- 250 Liter/ min

Trab 250- 1500 Liter / min

Galopp 800- 2200 Liter / min

 

Schweißverlust

Leichte Arbeit 0,75 Liter / 100 kg LGW

Mittlere Arbeit 1,5 Liter/ 100 kg LGW

Schwere Arbeit 3,5 Liter / 100kg LGW

Extrem schwere Arbeit 20 Liter/ 100kg LGW


 

Nicht alles, was für den Menschen gut und ungiftig ist, ist für Pferde auch geeignet...  

  • Kraftfutter/Natur:

unter Kraftfutter versteht man nicht: „pelletierte Kraftfutter“ sondern energiereiche Getreide.

Die Nutzbarkeit von Getreide ist für das Pferd eher eingeschränkt, da nur einige Getreidesorten geeignet sind:

 

  • Hafer:

das traditionelle Korn für die Pferdefütterung in Europa ist energiereich und relativ eiweißarm (im Eiweiss/Energieverhältnis wesentlich eiweßärmer als handelsübliche, sogenannte Kraftfutter). Bemerkenswert ist der hohe Anteil an wertvollen Fettsäuren, der den Hafer vor den anderen Getreiden für Pferde auszeichnet. Die Energie des Hafers ist hochverdaulich und tritt relativ schnell in den Stoffwechsel ein (frühe Verdauung im Verdauungstrakt).

 Die Eignung des Hafers für Pferde schwankt sehr stark mit der verwendeten Qualität.

Selbstverständlich sollte Hafer frei von Krankheiten sein.

Sie erkennen Krankheiten des Hafers an gräulichen Verfärbungen (nicht zu verwechseln mit der Farbgebung des Schwarzhafers) und muffigem, dumpfem Geruch.

Das Haferkorn muss voll und gut geschlossen sein. Lose abstehende, grosse

Spelzen deuten auf mangelnde Qualität.

Die Qualität im Bezug auf den Energiegehalt des Hafers lässt sich über das Liter− bzw. Hektolitergewicht feststellen. Hafer für Renn− und Hochleistungspferde muss ein Litergewicht von mehr als 600g/Liter aufweisen.

(Füllen Sie einfach ein Litermass mit Hafer und wiegen Sie das Nettogewicht).

Hafer mit einem Litergewicht unter 550g/Liter ist für Pferde nicht akzeptabel, da der Anteil an Eiweiss und Rohfaser zu hoch und der Anteil an verdaulicher Energie zu gering ist.

Selbstverständlich sind Verunreinigungen im Hafer wie Erde, aber auch Beimengungen von undefinierbaren Pellets oder Raps nicht akzeptabel.

Das Aminosäuremuster des Hafers ist unausgeglichen und bei einer reinen Haferfütterung (zu Heu) muss das Aminosäuremuster ergänzt werden, da es sonst zu Mangelerscheinungen kommt!

Hafer wird ganz oder gequetscht verfüttert, die Verdaulichkeit des Hafers

nimmt durch Quetschung um ca. 10% zu.

 

  • Gerste:

Gerste ist das traditionelle Pferdekorn des Orients. Gerste ist energiereich und eiweißarm.

Sie weist ein noch günstigeres Eiweiß/Energieverhältnis auf als Hafer. Die Energie der Gerste fließt langsamer in den Stoffwechsel des Pferdes ein als beim Hafer oder Mais. Daher macht Gerste weniger „kernig“ als Hafer oder Mais, gibt aber ebensoviel Energie.

Gerste ist das Allroundgetreide für gemischte Pferdebestände, da sie sowohl von Hochleistungspferden, als auch von normal arbeitenden Pferden sowie von Arabern und Ponys bestens vertragen wird und eine hervorragende Kraftfuttergrundlage darstellt.

Einzige Ausnahme sind aktive Rennpferde, die einen höheren Anteil an „schneller Energie“ benötigen, die von der Gerste nicht geliefert wird.

Gerste wird gequetscht verfüttert. Von einer Flockung (wie in Müslis) der Gerste ist Abstand zu nehmen, da die Flockung zur Denaturierung einiger Bestandteile führt und den Allergengehalt für Pferde erhöht.

Auch eine Schrotung ist nicht ratsam, da Gerstenschrot trocken verfüttert zu Magensteinen führen kann.

Gerste kann auch als ganzes Korn verfüttert werden, es gibt jedoch eine sehr geringe Anzahl Pferde, die durch Ausspülung von unzerkauten Gerstenkörnern aus dem Magen −durch Saufen nach dem Fressen − über die kurze Magenpassage − in den Dünndarm zu Krampfkoliken neigen.

Der beste Weg ist also die Verfütterung von gequetschter Gerste, da auch die Verdaulichkeit gegenüber dem ganzen Korn um bis zu 15% zunimmt.

Gerste hat im gequetschten Zustand eine längere Lagerfähigkeit, da sie nicht wie der Hafer zu enzymatischer Oxidation neigt.

Gerste muss selbstverständlich frei von Krankheiten (graue Beläge und muffiger, dumpfer Geruch) und sauber sein (doppelt gereinigt). Das Korn muss voll und bauchig sein. Das Litergewicht hat nicht die gleiche Bedeutung wie beim Hafer, sollte aber über 600g liegen.

Eine Unterscheidung in Sommer− oder Wintergerste, sowie die Bezeichnung „Brauereigerste“ spielen keine Rolle sofern die Qualität gut ist.

Gerste ist für Pferde hochverdaulich. 0,9 kg Gerste füttern wie 1 kg Hafer.

Bei der Umstellung von sogenannten Kraftfuttern auf Gerstenfütterung muss die Kraftfuttermenge mind. um 1/3 gekürzt werden, um Überfütterung und deren Folgen zu vermeiden, da Gerste wesentlich hochwertiger ist als die allermeisten Kraftfutter, die auf dem Markt erhältlich sind (z.B. 2 kg Gerste ersetzen 3 kg pelletiertes Kraftfutter).

 Gerste hat ein ausgeglicheneres Aminosäuremuster als Hafer, muss aber mit essentiellen Fettsäuren ergänzt werden.

 

 

  • Mais (Körnermais nicht etwa Maissilage):

Körnermais ist das traditionelle Kraftfutter der neuen Welt. Mais ist sehr energiereich und eiweißarm, allerdings sind die enthaltenen Eiweiße von sehr minderwertiger Qualität, so dass Mais keinen Beitrag zur Versorgung des Pferdes mit essentiellen Aminosäuren leistet.

Mais liefert sehr schnelle Energie, was seinen erfolgreichen Einsatz im Hochleistungsbereich des Pferdesports begründet. Die Energie des Mais eignet sich in erster Linie zur Verstoffwechselung in Bewegungsenergie, daher stellt Mais kein geeignetes Kraftfutter zur Bereitstellung der Grundenergieversorgung dar.

Aus diesem Grund wird Mais in Rationen zum Erhaltungsbedarf und für normal arbeitende Pferde höchstens bis zu einem Prozentsatz von 15 v.H. eingesetzt.

Ansonsten kann es zu angelaufenen (geschwollenen) Beinen und Störungen des Allgemeinbefindens und der Leistungsfähigkeit kommen.

Im Hochleistungsbereich, insbesondere im Rennsport, kann Mais (als Maisflocke) mit bis zu 45% der Kraftfutterration erfolgreich eingesetzt werden.

Mais wird als ganzes Korn oder als Maisflocke verfüttert. Von der Verfütterung von gebrochenem Mais sollte Abstand genommen werden, da dieser von den Pferden nicht gerne gefressen wird.

Mais muss sauber und von goldgelber Farbe sein. Beläge und Verfärbung deuten auf Krankheiten des Korns hin.

Bei nicht ganz gesundem Mais verweigern die meisten Pferde sofort die Futteraufnahme.

Mais zeichnet ein zu ergänzender Mangel an essentiellen Aminosäuren und essentiellen Fettsäuren sowie ein hoher Anteil an Beta−Carotin aus.

Mais ist also als Grundlage für das Kraftfutter nicht geeignet, als Beimengung von 10 − 15% zu Gerste oder Hafer aber nützlich und im Bereich schneller Arbeit (Rennsport) mit sehr guten Ergebnissen (als Maisflocke) auch im Bereich von 20 − 45% einsetzbar.

 

 Andere Getreide:

Roggen, Weizen und Triticale sind in der Fütterung von Rennpferden und modernen Warmblütern abzulehnen.

 

Die stoffwechselbelastende Wirkung des Roggens ist seit Generationen bekannt und rührt nicht von einer evtl. vorhandenen Mutterkornbelastung her (wie bei der Schweinefütterung), sondern liegt im Korn selbst begründet.

Roggen ist darum, trotz einiger anders lautender Veröffentlichungen von Theoretikern, in der modernen Pferdefütterung abzulehnen. Das Gleiche gilt für Weizen.

Wobei beim Weizen die Probleme nicht vom Eiweißanteil herrühren, sondern von der Weizenstärke, die vom Pferd nicht gut verstoffwechselt  wird und zu Belastungen führt. Selbst der Aufschluss der Weizenstärke durch Extrusion kann diese Eigenart des Weizens nicht beheben.

Weizen ist darum in der Pferdefütterung unangebracht und kontraproduktiv, auch wenn die theoretischen Werte verlockend aussehen.

Dinkel wird in verschiedenen Pferdefuttern seit einiger Zeit eingesetzt. Diesen Hang zur Extravaganz bezahlt das Pferd mit mangelnder Leistungsfähigkeit und Stoffwechselbelastungen.

Der Einsatz solcher als exotisch zu bezeichnenden Getreidesorten ist abzulehnen, da er zwar das Bedürfnis der Marketingabteilungen nach Alleinstellungsmerkmalen befriedigt, aber zu keinen guten Fütterungsergebnissen führt.

Kraftfutter und weitere Futtermittel...

Pelletierte Kraftfutter:

Herkömmliche Pferdekraftfutter in pelletierter Form weisen fast sämtlich einen hohen Anteil an Komponenten auf, die in Kraftfuttern für arbeitende Pferde nichts zu suchen haben.

Hierzu gehören: Grünmehle, Haferschälkleien, Maiskleber und Maiskleberfutter, Nachmehle, etc..

Bestenfalls findet man − wenn überhaupt − wertvolle Komponenten, wie Hafer, Gerste oder Mais an dritter oder vierter Stelle deklariert, alle anderen Massenkomponenten sind minderwertig oder ungeeignet.

 

Nicht umsonst weisen die Hersteller zumeist den Energiegehalt nicht aus, weil dieser viel zu niedrig ist. Eiweiß/Energieverhältnisse von 10:1 (die 1 bezeichnet immer den Energiegehalt in MJ, die große Zahl den Eiweißgehalt in g/kg, d.i. für ein Futter mit 10 Mj Energie und 11% Rohprotein ein Eiweiß/Energieverhältnis von 11:1) oder schlechter sind nicht die Ausnahme sondern leider die Regel.

Herkömmliche pelletierte Kraftfutter haben darum in der modernen Pferdefütterung nichts zu suchen, es sei denn sie bestehen in der Masse aus Hafer, Gerste oder Mais und zeigen damit eine ockergelbe Farbe und einen hohen Energiegehalt.

Gras und konservierte Grasprodukte

 

Gras

Gras zeichnet sich durch einen hohen Eiweiß− und relativ geringen Energiegehalt aus. Dabei gilt je jünger und blattreicher das Gras, desto höher der Eiweißgehalt.

Gras als alleinige Futtergrundlage ist für Reitpferde aus diesem Grund abzulehnen und diese Art der Fütterung führt zu gesundheitlichen Problemen.

Das Argument, dass Gras die natürliche Ernährung der Pferde darstellt und darum als alleinige Futtergrundlage dienen kann oder soll, ist falsch.

Denn erstens sind die heutigen Reitpferde aus edlem orientalischen Blut gezogen, im Orient ist die Grasgrundlage bekannter maßen wesentlich karger und damit eiweißärmer. Zweitens gibt es in der Natur keine Reitpferde, sondern Zuchtpferde −und für tragende bzw. laktierende Zuchtstuten stellen selbst hiesige Weiden eine passende Alleinfuttergrundlage dar − und drittens haben die kultivierten Grassorten genauso wenig mit ursprünglicher Natur zu tun wie die Bewegung unter dem Reiter mit der Flucht vor einem Raubtier.

Die Bewegung auf der Koppel ist andererseits für die Gesundheit von unschätzbarem Nutzen für die Gesundheit der Pferde. Ein 2−3 stündiger Aufenthalt auf einer großen und kargen Koppel hat noch keinem Pferd (auch keinem Hochleistungspferd) geschadet. Ausgenommen sind aktive Rennpferde, diesen ist nur ein Aufenthalt in großen Paddocks ohne Pflanzenwuchs zu gestatten.

 

Heu

Heu für Pferde muss „ stängelig“ und damit hart sein. Dieses pferdegeeignete Heu erhält man nur nach einem spät erfolgenden (ab Juni) ersten Schnitt.

Übertriebene Düngung der zu heuenden Flächen insbesondere im Frühjahr und damit die Verdrängung der für Pferde besonders wertvollen „stängeligen“  Grassorten zugunsten der eiweißreichen blattreichen Sorten hat zu unterbleiben.

Besonders wertvoll wegen seines hohen Energiegehaltes ist Pferdelischgrasheu, das aber schwer zu beschaffen ist.

Heu für Pferde sollte von frischem Geruch sein.

Heu ist die unersetzliche Rauhfuttergrundlage für Pferde und darf in keiner Ration fehlen.

Für einen arbeitenden Warmblüter sind 5 − 6 kg am Tag angemessen, bei hohen Kraftfuttergaben kann sich die Menge reduzieren. Hier sollte aber nicht von Halterhand reduziert werden, sondern eine ad libidum Fütterung (bis zur Sättigung) angestrebt werden.

Vollblüter im vollen Training reduzieren selbsttätig ihre Heuration bei 6 −8 kg Kraftfutter häufig auf 2 −4 kg.

Mangelhafte Heufütterung ist eine häufige Ursache für das wiederkehrende Auftreten von Koliken.

 

Grassilage , Anwelksilo, „Heusilo“

Siliertes Gras ist für Pferde ungeeignet.

Seiner Natur nach muss Gras für Pferde stengelig sein und weist damit einen hohen Rohfaseranteil auf. Futtermittel mit einem hohen Anteil an strukturierter Rohfaser sind aber verfahrensbedingt gar nicht zur sauberen Silierung geeignet (diese Binsenweisheit lässt sich in jedem landwirtschaftlichen Lehrbuch nachlesen), da nur eine ungenügende Verdrängung der Luft stattfindet.

 Eine saubere Milchsäuregärung braucht aber einen kompletten Luftabschluss. Ansonsten kommt es zu Fehlgärungen und zur Schimmelbildung. (Ist an einem Silageballen äußerlich schon Schimmel zu sehen, ist der Ballen bis in den Kern toxisch. Aber auch ohne sichtbare Stellen von Schimmel, ist eine Kontaminierung sehr wahrscheinlich.)

Da Pferde auf fehl- gegorende Silageprodukte (im Gegensatz zu Rindern) sehr empfindlich reagieren (von der Erkrankung der Stoffwechselorgane mit ihren Folgewirkungen wie Gelenksentzündungen, Muskelschmerzen, etc., bis zu Hautaffektionen und schwersten Koliken) und eine durchgehend saubere Silierung von pferdegeignetem Gras kaum möglich ist, ist auf die Verfütterung von silierten Produkten zu verzichten, sofern dem Besitzer etwas an der Gesundheit und Leistungsfähigkeit seines Pferdes liegt.

Nur eine Handvoll Grassilo täglich bei einem im Training stehenden Vollblüter führt innerhalb von 1 − 2 Wochen zur kompletten Zerstörung seiner Rennleistung und zu schweren Leber− und/oder Nierenaffektionen. Darum wird man in Rennställen niemals silierte Futtermittel finden. Diese Tatsache sollte zu denken geben, denn die gleichen krankmachenden Stoffe schädigen auch die Gesundheit der Warmblüter, nur dass die Folgen − je nach Arbeitsbeanspruchung − z.T. erst Jahre später zum Vorschein kommen. Wer also Silage füttert, sollte die Schuld an ständigen Problemen mit den Pferden nicht auf die neue Weichheit der heutigen Pferde schieben, sondern die Fütterung auf pferdegeeignetes Raufutter umstellen.

 



 Karotten und Futtermöhren

Karotten und Futtermöhren sind für Pferde geeignet und positiv, wenn sie von einwandfreier Qualität sind. Nichts verdirbt so schnell, wie gewaschene Karotten, darum achten sie auf einwandfreies Äußeres und einwandfreien Geruch. Zeigen die Möhren nur die geringsten Anzeichen von Verderbnis, ist wegen der hohen Toxinbelastung und der Kolikgefahr von einer Verfütterung Abstand zu nehmen.

Kolikempfindliche Pferde sollten aus diesem Grund und weil Futtermöhren leicht abführend wirken aus Sicherheitsgründen nicht mit Karotten/Futtermöhren gefüttert werden.

 Futtermöhren müssen sauber sein (frei von Erdanhaftungen) und bei der Verfütterung größerer Mengen müssen wegen ihres Blausäuregehaltes die Köpfe entfernt werden.

Karotten/Futtermöhren können an Leistungspferde mit bis zu 3 kg am Tag gefüttert werden, bei trainierten Rennpferden mit 0,5 − 1 kg täglich.

Runkeln: Für Runkeln gilt prinzipiell das gleiche wie für Futtermöhren. Man verfüttert entweder Runkeln oder Futtermöhren.

Stroh: Stroh ist neben Einstreu auch ein Futtermittel. Geeignet sind als Futter: Haferstroh, Gerstenstroh und Weizenstroh.

Stroh ist reich an Rohfaser und enthält relativ zum Eiweiss viel Energie. Stroh muss sauber in der Farbe und möglichst frei von grauen Belägen sein.

Insgesamt graues oder stark staubiges Stroh ist als Futter nicht geeignet. Stroh kann mit 1 − 2kg zusätzlich zur Heuration gefüttert werden. Grosse Strohmengen können zu Verstopfungen führen.

Diätetische Komponenten

Weizenkleie ist eine wertvolle diätetische Komponente. Sie ist reich an essentiellen Eiweißen und hat eine gute darmregulierende Wirkung.

Weizenkleie wird bei arbeitenden Warmblütern und bei Vollblütern mit bis zu 5% in der Ration eingesetzt, darf aber nicht allein sondern muss im Verhältnis 1 : 5 mit Korn verfüttert werden, um Schlundverstopfungen und Magensteine zu verhindern.

Weizenkleie kann auch im sogenannten Mash mit lauwarmen Wasser angerührt verfüttert werden. Bei der Verfütterung von Weizenkleie ist dringend auf einen Ausgleich des hohen Eiweißanteils zu achten. Als Mengenfuttermittel ist Weizenkleie für arbeitende Pferde und Pferde im Erhaltungsbedarf nicht geeignet.

Melasse :Zuckerrübenmelasse wird als diätetisches Futtermittel zur Appetitanregung verwendet. Sie hat von ihren Nährwerten her keine besondere Bedeutung, wird aber als Geschmacksregulanz in den sogenannten Pferdemüslis eingesetzt. Wegen der Verderblichkeit der Melasse bedürfen melassierte Futtermittel einer Konservierung mit Propionsäure, Zitronensäure oder anderen Mitteln.

 

 Zuckerrübenschnitzel (Trockenschnitzel)

Auch Zuckerrübenschnitzel dienen − wenn Sie teilmelassiert sind − als appetitanregender Zusatz. Zuckerrübenschnitzel müssen vor der Verfütterung mindestens 8 Stunden in reichlich Wasser eingeweicht und dürfen niemals trocken verfüttert werden, um der Gefahr von Schlundverstopfungen vorzubeugen. Trockenschnitzel haben aus diesem Grund auch nichts in pelletierten Futtermitteln zu suchen. Trockenschnitzel sind kein Massenfuttermittel, da sie Stoffwechselbelastungen auslösen und dürfen höchstens mit einer Menge von 3 v.H. zugefüttert werden.

 

Erbsen

Erbsen sind ein hervorragender Lieferant essentieller Aminosäuren und hochwertiger Energie. Mit ihrem Aminosäuremuster gleichen Erbsen in hervorragender Weise das

Eiweißmuster getreidereicher Rationen aus. Erbsen sollten mindestens durch Flockung teilaufgeschlossen, besser aber durch Extrusion vollaufgeschlossen werden, damit die Eiweiße optimal verstoffwechselt werden. Erbsen müssen wegen Ihres hohen Eiweißanteils mit anderen eiweißarmen Futtermitteln ausreichend kombiniert werden und sind darum nur von Fachleuten angemessen in die Pferderationen einfügbar.

 

Soja

Soja ist wegen seiner spezifischen Komplikationen bei der Verstoffwechselung in der praktischen Fütterung als Futterkomponente für Pferde abzulehnen.

 

Pflanzenöle

Pflanzliche Öle sind in der Pferdefütterung fast unersetzlich, da sie ein guter Lieferant von essentiellen Fettsäuren und von Energie sind. Allerdings reagieren Pferde ausgesprochen empfindlich auf verunreinigte oder minderwertige Öle. Es bedarf einiger Suche, um eine Ölqualität zu finden, die den hohen Ansprüchen der Pferdeleber genügt. Hier lediglich Lebensmittelqualität oder Markenöle zu verwenden, reicht bei weitem nicht aus. Pflanzliche Öle müssen passend zur Gesamtration eingesetzt werden und dürfen weder über− noch unterdosiert werden. Empfehlung für die Ölfütterung: Bis zu 0,5 g Pflanzenöl je kg Körpergewicht des Pferdes und auf 3 Mahlzeiten die Menge aufteilen.

 

 Leinsamen

Leinsamen ist eine für Pferde sehr gut geeignete Ölfrucht. Leinsamen liefert neben vielen essentiellen Fettsäuren auch hochwertige Eiweisse und darmregulierende Schleimstoffe.

Wegen dieser darmberuhigenden Wirkung wird Leinsamen auch in sogenannten Mashs gerne eingesetzt. Leinsamen bedarf aber eines aufwendigen Kochens und Ziehenlassens, um eine enthaltene Blausäurevorstufe des Leinsamens zu neutralisieren. Bei der Extrusion wird Leinsamen gut aufgeschlossen und die reizenden Bestandteile des Leinsamens werden neutralisiert, ohne die wertvollen Inhaltsstoffe zu zerstören.

 

Kräuter

Kräuter sind für Pferde − bei der heutigen Heuqualität − als Ergänzung der Ration als  äußerst wichtig einzuschätzen.

Kräuter sind Vitamin− und Mineralstoffreich und enthalten die immer mehr ins Bewusstsein drängenden Bioflavone, die allgemein als essentiell eingestuft werden.

Bioflavone sind chemisch nicht identifizierte pflanzliche Komponenten, die zum Teil wichtige Funktionen in der Ernährung übernehmen. Bioflavone verdienen den gleichen Status wie Vitamine, da sie bei Pferden lebenswichtig sind und über die Nahrung zugeführt werden müssen. Darum hat sich der Ausdruck „sekundäre Vitamine“ für die Bioflavone eingebürgert. Aber die Auswahl der für die Pferdefütterung geeigneten Kräuter bereitet zum

Teil erhebliche Schwierigkeiten, da nicht nur Apothekerwissen, sondern auch fundiertes Pferdewissen des Tierarztes dazu notwendig erscheint.

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